oder wie wir aus dem Bus gebeten wurden
Immer wenn das Frauchen den bunten Beutel packt, steigt die Aufregung! Dieser magische bunte Beutel bedeutet, dass es ganz bald losgeht Richtung Wald. Aufgeregt dupse ich ums Frauchen rum- ich muss schließlich genau kontrollieren, ob sie auch ja nicht zu wenige Leckereien für unterwegs einpackt.
Am liebsten teste ich die Qualität vorher schon einmal, für den bevorstehenden Auslauf braucht ein waschechtes Teckelkind schließlich ausreichend Energie.
Ich kann es kaum abwarten und bin noch unentschlossen, ob ich nicht lieber den quietschenden Plüschelefanten in blau oder das bunte Einhornfaultier mitnehmen sollte. Da das Frauchen weder den blauen Elefanten, noch dass knallbunte Einhornfaultier mitnehmen möchte, entscheide ich mich, dem Einhornfaultier noch schnell einen Arm zu amputieren. Nach diesem Erfolg (für mich! weniger fürs Frauchen, das schon wieder stöhnt wegen der herumfliegenden Plüschfüllung und grummelt die Worte: „och nö Kalli, nicht schon wieder – das haben wir doch gerade erst neu gekauft“ vor sich hin) kann es endlich losgehen.
Mit einem schicken Halsband (man weiß ja nie, welche nette Dackeldame man heute noch so treffen könnte) und der Kollegin im Schlepptau dackeln wir endlich Richtung Bushaltestelle.
Ganze 4 Minuten muss ich noch auf den Bus warten – kaum auszuhalten – fährt dieser eeeendlich vor, der richtige Bus in Richtung Brücke Museum.
Wir haben uns gerade im Bus sortiert, da erblicken meine Knopfaugen Sie! Sie, die hübsche braune Dackeldame „vom Rehsprung“. Schon ein paarmal habe ich sie getroffen und bin jedes Mal wieder aufs Neue hin und weg.
Leider ist der Bus so voll, dass ich zur Begrüßung nicht direkt auf sie zustürmen kann. Das Frauchen hält mich zudem noch kurz an diesem „Rückholfaden“ (sie nennt es Leine oder so) – es scheint mir eine völlig aussichtslose Situation zu sein.
Aber ich wäre ja kein echter Dackel, wenn mir nicht auch dafür eine Lösung einfallen würde!
Ich beginne also ein ohrenbetäubendes Heulen und hoffe, dass Frauchen mir endlich den Weg zur hübschen Dackeline freigibt.
Leider war diese Hoffnung völlig vergebens, ich werde stattdessen scharf ermahnt, mich im Bus ordentlich zu benehmen.
Pah, nicht mit mir! Ich lege noch eine Scheibe drauf und mutiere zwischenzeitlich zur Sirene.
Man sagt dem Dackel nach, er sei stur. Ich habe jedenfalls ein großes Durchhaltevermögen. Ganze zwei weitere Busstops ziehe ich meine Darbietung durch – die Bühne gehört mir (dem Frauchen leider auch, der die ganze Situation wohl etwas unangenehm zu sein scheint – sie bekommt jedenfalls ziemlich Farbe im Gesicht).
Dann kommt die für alle hörbare Durchsage des Busfahrers: „Die Dame mit dem lauten Hund – steigen Sie bitte aus!“.
Das Frauchen ist nicht begeistert und wir verlassen den Bus nun zwangsläufig eine Haltestelle vorher als geplant. Mich stört das alles weniger, außer dass die nette Dackeline „vom Rehsprung“ nicht mit ausgestiegen ist. Frauchen grummelt derweil weiter, dass wir nun einen anderen Weg laufen müssen und ich an der Leine bleiben müsse.
Wir wandern nun das Stück bis zum Wald und dann darf ich endlich losdüsen –
Große Freiheit, ich komme!
Na gut, wenn das Frauchen ruft, ist es schon reizvoll mal vorbeizuschauen, für ein Lob und etwas Leckeres mache ich das dann auch ganz gerne.
Ein paar Meter weiter treffe ich auf Eduard, genannt Eddi, meinen Teckelkumpel. Wir sind fast im selben Alter und wir toben wie die Wilden durch das Unterholz.
Eine knappe Stunde später entscheidet dann das Frauchen, dass wir auch mal weiter gehen könnten. Es geht Richtung Jagdschloss Grunewald und dann weiter zur Krummen Lanke – so war zumindest der ursprüngliche Plan …
Da es morgens noch recht frisch war und ich an den Haltestellen beim Warten immer etwas bibbere, hatte ich einen Fleece Pullover angezogen bekommen. Hatte ist das Stichwort, denn etwa 3 Kilometer später stellt das Frauchen fest, dass ich irgendwie jetzt keinen mehr anhabe.
Tja, der ist wohl irgendwo im Unterholz geblieben.
Wir gehen noch ein paar Meter zurück, bevor die Suche vollends aufgegeben wird. Wo soll sie auch anfangen zu suchen – macht nichts, der Sommer naht ja schon!
Das Frauchen braucht nun erstmal eine kalte Cola am Schloss und ich nutze die kurze Pause für einen ordentlichen Schluck Wasser.
Schon bin ich wieder startklar und es geht endlich Richtung Krumme Lanke. Frauchen sagt manchmal, dass ich sie an diese Spielzeuge aus den Kisten erinnere, die auf diesen Metallspiralen, welche aus der Kiste springen, sobald der Deckel geöffnet wird.
An mir vorbei düst ein Saluki – wirklich schnell diese Windhunde! Ich bleibe wie angewurzelt stehen – eine Frechheit, er hat mich gar nicht beachtet. Aber was dann passiert ist wirklich – aber wirklich eine bodenlose Frechheit: Der Saluki begrüßt meine Kollegin. Das geht natürlich gar nicht und ich muss mich erst einmal lautstark aufregen.
Der Ärger über den Windhund ist aber schnell verflogen- denn ich treffe kaum zwei Abbiegungen weiter auf einen weiteren Teckelfreund – Alfred, ein Dackelkind aus Connys Teckelponderosa und ein wirklich klasse Kerl, mit dem man wunderbar toben kann!
Da Alfred allerdings schnell weitermuss, dackele auch ich mit meinem Anhang im Schlepptau weiter.
Vor uns toben zwei Weimaraner miteinander. Das ist genau das richtige für mich. Das ist mein Kaliber, da muss ich mitmachen. Ich hüpfe also freudig auf die beiden zu, in ihrem Spiel toben sie allerdings einfach weiter und man schenkt mir überhaupt keine Beachtung.
Ich stelle mich also erwartungsvoll genau in den Weg und hoffe noch auf eine Mitmachgelegenheit bei der wilden Jagt.
Diese findet auch statt- allerdings ohne mich. Einer der beiden Weimaraner springt einfach über mich drüber und so sprinten sie zu zweit von dannen. Ich bin entrüstet und beschwere mich ausgiebig beim – das Schauspiel betrachtenden – Frauchen. Gottseidank rückt sie einen Fleischstreifen zum Trost heraus.
Nach diesem aufregenden Ausflug halte ich mich lieber nah am Frauchen und wir wackeln Richtung Bushaltestelle zurück.
Ich bin ganz schön erschöpft von den heutigen Abenteuern und schlafe im Bus auf Frauchens Schoß auch gleich ein. Bewundernde Blicke fallen auf meinen wohltrainierten Dackelkörper, und Worte wie „Schau mal der hübsche Dackel dort“ oder „Schau mal, wie brav der ist“- tun auch der Dackelseele gut – tja, wenn die wüssten, wie schweißgebadet das Frauchen an manch einem Abend von meinem wilden Dackeldasein so ist 😊.
Das Frauchen jedenfalls ist erleichtert, schlafend bin ich weniger laut und wir kommen entspannt bis zur geplanten Haltestelle.
Nach einer ordentlichen Mahlzeit rolle ich mich zusammen und sammle erste einmal Energie für den nächsten Ausflug.
Vielleicht träume ich auch schon von den vielen tollen Teckeln, die ich demnächst sonntags wieder auf der Dackelranch treffen werde?
Bericht: Karlsson vom Dachgeschoss mit Annemarie Kattner