„Kinder, muss das denn sein“ fragte ich mich, als ich in den Wagen stieg, dessen Bordthermometer beim Start entmutigende 41 Grad anzeigte. „Kann man denn nicht einfach mal an einem solchen Tag an die Ostsee fahren“?
Man kann. Alle Mann können und tun tatsächlich, wie sich schnell auf der Autobahn zeigte. Auf der A11 in Richtung Norden (und glücklicherweise in meine Gegenrichtung) rollte zum ersten Ferienwochenende die Lawine. Stoßstange an Stoßstange. Dann doch lieber auf in den Tierpark Berlin zum Jubiläumsspaziergang der Teckelgruppe Raben, zumal das Bordthermometer nach Fahrtantritt sich wieder einzukriegen schien und vorerst bei 33 Grad verharrte.
Ich traf zeitig auf dem nur mäßig besetzten Parkplatz ein und entdeckte den Spießer in mir, der Uhrzeit, Sonnenlauf und Baumbestand für den idealen Schattenparkplatz zum Start der Rückfahrt berechnen wollte. Aber wie sehr man sich auch müht, einen kleinen Vorteil für sich heraus schlagen zu wollen… es ist absehbar, dass das nicht funktionieren wird. Im Kleinen nicht und nicht im Großen. Also schnell noch einmal kontrolliert, ob die Kühlbox mit der Not-Buttermilch für die Rückfahrt dicht schließt und dann mutig die Tür geöffnet, um der klimatisierten Umgebung vorläufig adieu zu sagen.
Wenigstens ging ein kleines Windchen. Und da wehte auch schon das erste Sommerkleid, das Ute gehörte, deren guter Laune weder das Wetter noch die Anfahrt etwas anzuhaben schienen. Unsere 2. Vorsitzende war nämlich extra zum Spaziergang am Vorabend nach der Arbeit noch aus dem hohen Norden angereist und belud schon einen ersten Bollerwagen mit dem Nötigsten, während Asta ungeachtet der Hitze schon mit den Hufen scharrte. Sie musste nicht lange warten. Bella und Donnie warteten schon mit Anke und Stefanie im Schatten und gleich darauf flohen mit Gerhard und Petra auch schon der Vorsitzende und die Geschäftsstelle den Parkplatz. Zugegebenermaßen etwas lebhafter als die Zweibeiner verbanden die Hunde die allgemeine Begrüßung gleich damit, die Fertigkeiten im Leinenmakramee zu vertiefen und nachdem das dann auch erledigt war, ging es mit Sack und Pack zum „Bärenschaufenster“, das nicht nur den allgemeinen Treffpunkt darstellte, sondern auch – allseits dankbar angenommen – tiefen Schatten bot.
Nach und nach trudelten dann die Teckelfreunde und – Freundinnen ein und Petra versuchte, zwecks der Zahl der aus der Gruppenkasse zu erwerbenden Eintrittskarten den Überblick zu behalten, was nicht ganz einfach war und dann doch vergebens. Auch wenn es nur ein Beispiel im Kleinen ist: Es ist Aufwand, es ist Arbeit und bei aller Freude an der Sache auch anstrengend, was auch immer im Rahmen der Gruppe auf die Beine zu stellen und zu organisieren. Um so ärgerlicher und kein wirklicher Ausdruck von Respekt ist es dann, wenn – nein, nicht Absagen kommen, sondern Absagen auf den wirklich allerletzten Drücker. Nunja, eine kleine Familie hat sich über die plötzlich überschüssig gewordenen Eintrittskarten der Teckelgruppe Raben gefreut.
Aber nun zum Eigentlichen: Pünktlich um 5 nach Zwei enterte der immerhin auf an die 30 Teckelfreunde und -freundinnen angeschwollene Zug der Gruppe Raben mit drei Bollerwagen Europas größten Tierpark. „Dackelparade!“ schreibt Angela Pfab. „Eigentlich hätten sie Gage bekommen müssen. Marley, Asta, Mathilde, Charlotte, Lotte, Mowgli und die 12 weiteren tapferen Teckel waren mit Abstand heute bei der Hitze die muntersten Tiere weit und breit. Alle Anderen, Präriehunde, Büffel, Kamele, Lamas dösten nur in der Sonne oder wälzten sich im Staub. Die roten Flamingos hatten es natürlich am Besten, sie standen mit einem Fuß im Wasser“. Ja, da hat Angela nicht ganz Unrecht. Die Dackel sorgten für Stimmung bei Groß und Klein. Aber auch an ihnen ging das Sommerwetter nicht ganz spurlos vorbei. Man beschäftigte sich gerne untereinander und zeigte ansonsten auffallend wenig Interesse an den vielen fremden Gerüchen aus den verschiedenen Gehegen. Auf den den Menschenkindern vorbehaltenen Wasserspielplatz durfte man ja nicht; da konnte man lange Hälse bekommen, wie man wollte.
Immerhin, als zur Halbzeit die Geheimnisse der Bollerwagen gelüftet wurden, Tee, Kaffee und Kuchen und Wasser, Wasser, Wasser, als man an schattigem Ort durch Gebüsch schön abgeschirmt „unter sich“ war, da konnte man dann hinter den Bänken Dackel sein. Am anderen Ende der Leine waren die Zweibeiner abgelenkt von leckeren Sauerkirschtörtchen und munterem Geschwätz, da müsste es doch mit dem Teufel zugehen, sollte es nicht möglich sein, in den feuchten Grund ein Dackelloch zum ewigen Gedenken an den Besuch zu graben! Gesagt, getan und fertig war ein Bodendenkmal nach Dackelart.
Und weiter ging es unter dem Schatten der hohen Bäume zum Schloss Friedrichsfelde, wo endlich auch die Dackel ihr Mütchen planschend kühlen konnten. Nun ging es nach einem erfüllten Nachmittag wieder auf den Weg nach Hause und gerade bei allem, was man sehen konnte und erlebt hatte, war es doch wieder schön, sich in Auto, U-Bahn oder Fahrradkorb zu setzen und chauffieren zu lassen.
Der Vorstand der Teckelgruppe Raben / Berlin – Brandenburg wünscht allen Mitgliedern und Freunden eine glückliche, nicht zu warme und nicht zu trockene Sommerpause und Ferienzeit!
Text: Jochen Steinert mit Angela Pfab
Bilder: Petra Wilms, Jochen Steinert,…